Hörsturz, Knalltrauma & die Fakten
Ein platzender Autoreifen, ein Schlag aufs Ohr – so schnell kann es gehen und man wird Opfer eines Knalltraumas. Der Hörsturz dagegen kann nicht nur unerwartet kommen, sondern auch scheinbar ohne nachvollziehbare äußere Einwirkung. Wir haben jeweils vier wissenswerte Fakten zu Knalltrauma und Hörsturz zusammengestellt.
Knalltrauma
„Ein Knalltrauma definiert sich durch einen plötzlichen Hörverlust nach lauter Signalwirkung. Beispiele hierfür sind Feuerwerkskörper oder Schüsse“, erklärt HNO-Arzt Günther Klampfer. Der schädigende Schall wirkt hier nur in einer sehr kurzen Zeit von ein bis drei Millisekunden ein. Weitere Formen einer Hörminderung sind zum Beispiel das Explosionstrauma oder das akute Lärmtrauma, die beide eine längere Exposition voraussetzen. Der Gehörgang und das Trommelfell sind im Falle eines Knalltraumas nicht betroffen.
1. Wie kann Lärm das Gehör schädigen?
„Lärm schädigt vor allem das Innenohr“, erklärt Klampfer, „durch Lärm werden die Haarzellen der Cochlea zerstört.“ Die Cochlea, im allgemeinen Sprachgebrauch auch bekannt als „Hörschnecke“, ist der Teil des Innenohrs, dessen Form an ein Schneckengehäuse erinnert. Dieser Teil ist für die eigentliche Schallempfindung zuständig. Geschädigte Haarzellen in der Cochlea führen in letzter Instanz zu einer Störung ihrer Funktion.
2. Was sind die Symptome eines Knalltraumas?
Ein typisches Symptom eines Knalltraumas ist das Gefühl, dass das Ohr verstopft ist – meist begleitet von einem akuten Hörverlust, nach einer sehr kurzen Lärmexposition. Je nach Auslöser sind eines oder beide Ohren betroffen. Oft tritt begleitend ein hochfrequentes Ohrgeräusch, ein Tinnitus, auf.
3. Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Ob ein Knalltrauma vorliegt, diagnostiziert der HNO-Arzt mittels Tonaudiogramm. Hierbei wird die Lautstärke und Frequenz ermittelt, bei der der Patient gerade anfängt, den Ton zu hören. Die Messung nutzt die beiden Wege, über die der Schall von außen ins Innenohr gelangt: die Luftleitung vom Außenohr durch das Mittelohr zum Innenohr und die Knochenleitung, bei der der Schall über den Schädelknochen direkt von außen ins Innenohr übertragen wird. Wenn beide Hörschwellen gleich sind, kann eine Schädigung des Mittelohrs ausgeschlossen werden und eine Hörstörung kann die Ursache sein.
4. Was soll ich im Falle eines Knalltraumas tun?
Ruhe bewahren! Die Behandlung eines akustischen Traumas hängt davon ab, wie stark das Ohr geschädigt ist. Dies sollte auf jeden Fall ein Arzt abklären – dieser entscheidet dann auch, welche Therapie sinnvoll ist. Als hilfreiche Therapiemaßnahme gilt eine Infusionsbehandlung mit Kortison. Sie kann die Erholung der geschädigten Haarzellen unterstützen.
Hörsturz
Ein Hörsturz wird laut HNO-Arzt Günther Klampfer durch eine plötzlichen, eigentlich immer nur einseitige Hörminderung definiert. Begleitend tritt wie beim Knalltrauma oft ein Tinnitus (ein Pfeifen und Sausen im betroffenen Ohr) auf. Die Ausprägung des Hörsturzes ist unterschiedlich und gibt der Medizin bis heute immer noch Rätsel auf. Grund dafür ist unter anderem, dass das Innenohr eines der am schwersten zu untersuchenden Organe des menschlichen Körpers ist. Nach heutigem Stand wird davon ausgegangen, dass ein Hörsturz durch eine Virusentzündung hervorgerufen wird. Das Hörvermögen normalisiert sich in vielen Fällen wieder. Ein Hörsturz tritt bevorzugt bei Kindern und Erwachsenen im mittleren Alter ohne Anzeichen einer Erkrankung auf. Ursachen können plötzliche Druckschwankungen oder extreme körperliche Belastungen sein. Diese führen gelegentlich zu einem Riss der Membran des „Runden Fensters“ zwischen Innen- und Mittelohr.
1. Wie erkenne ich einen Hörsturz?
Die Symptome bei einem Hörsturz können unterschiedlich stark ausfallen. Üblicherweise tritt der Hörsturz auf einem Ohr auf, ohne dass es jedoch einen spezifischen Auslöser gegeben haben muss. In den ersten Stunden kann vor allem heftiges Ohrensausen oder ein Gefühl von Druck im betroffenen Ohr auftreten. Manchmal kann begleitend ein Schwindelgefühl auftreten. Kein Symptom hingegen sind jedoch die klassischen Ohrenschmerzen. Tritt auf einem Ohr ein Schmerzgefühl auf, so hat dies immer eine andere Ursache und weist auf ein anderes Krankheitsbild – wie zum Beispiel eine Entzündung – hin.
2. Wie diagnostiziert ein Arzt einen Hörsturz?
Tritt ein plötzlicher Hörverlust auf, sollte man sich schnellstens in ärztliche Behandlung begeben. Der HNO-Arzt kann mittels Ohrmikroskopie und einem Tonaudiogramm eingrenzen, ob es sich um einen Hörsturz handelt, oder ob eine andere Erkrankung vorliegt. Mit dieser Methode wird überprüft, ab welcher Lautstärke der Patient die Töne des hörbaren Frequenzbereichs wahrnimmt. So kann der Bereich und die Schwere der Hörstörung ermittelt werden.
3. Wie lange dauert ein Hörsturz in der Regel?
Ob und wie schnell man sich nach einem Hörsturz wieder erholt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Bei vielen Patienten kehrt das Hörvermögen spontan innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen zurück. Eine angemessene Therapie verbessert statistisch gesehen zwar die Ergebnisse, sie kann im Einzelfall aber auch wirkungslos sein. Die Heilungschancen sind allerdings gut, wenn die Therapie innerhalb von vier bis fünf Tagen einsetzt, wenn der Hörsturz nicht hochgradig ist oder wenn eine Erholungstendenz schon in den ersten Tagen einsetzt.
4. Was kann ich im Falle eines Hörsturzes tun?
„Der Hörsturz ist kein Notfall aber ein Eilfall“, beruhigt HNO-Arzt Günter Klampfer. Ein Arztbesuch sollte dennoch so schnell wie möglich erfolgen. Innerhalb weniger Tage sollte hochdosiert Kortison verabreicht werden – die Injektion erfolgt intravenös oder im Extremfall direkt im Mittelohr. Eine eindeutige Prognose ist schwierig. Es gibt eine sehr hohe Spontanheilungsrate ohne Medikamente. Das Hören kann sich auch nach der Therapie über einen längeren Zeitraum hinweg wieder verbessern.
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